Wenn sich jemand der Mühe unterzieht, die Chronik des Kleingärtnervereins Kinzenberg zu schreiben, dann wird er überraschend feststellen, dass er im Jahr 1959 bereits eine Reihe von Aktivitäten zu beschreiben hat, die zu diesem Zeitpunkt schon Geschichte sind.
Wie Alles begann...
Denn immerhin begangen schon 1950 die ersten 24 Kleingärtner sich im Distrikt Kinzenberg nieder zu lassen um auf Domänengelände die ersten kleinen Gärten anzulegen. Die Stadt Wiesbaden kam Ihnen insofern entgegen als sie gestattete, vom Südfriedhof eine Wasserleitung in ihre Gärten zu legen. Inzwischen sind diese 24 Gärten an das Wassernetz des Vereins angeschlossen; wer sich jedoch der Mühe unterziehen und ein wenig nachgraben würde, könnte heute noch unter der Erde die stillgelegte Leitung in den Südfriedhof finden. In dieser Zeit war das übliche Gelände des Kinzenberg noch Schutthalde der Stadt Wiesbaden. Als in den Jahren nach 1950 das Statistische Bundesamt gebaut wurde, nahm man die Gelegenheit war, den Aushub auf dem Kinzenberg zu deponieren, damit hatte die Stadt Wiesbaden ein Ersatzgelände geschaffen für die über 100 Kleingärten die den Verein „Heimaterde“ in der Anlage am „Wasserwerk“ gekündigt worden waren. Ein Teil der von dort kommenden Kleingärtner nahm nun 1955 die Urbarmachung des Geländes in Distrikt Kinzenberg in Angriff, welches der Wiesbadener Kurier einmal als „Monte Scherbelino“ kennzeichnete. Heute sind es allerdings nur noch wenige Kleingärtner, die sich mit einem gewissen Stolz dieser schweren Aufgabe erinnern. Manche hat der Tod aus unseren Rheien dahin gerissen, manche mussten aus anderen Gründen ihr mit eigenen Händen aufgebautes Reich aufgeben. 1958 wurde zum ersten Male der Wunsch laut, sich vom Kleingärtnerverein „Heimaterde“, der verschiedene, über ganz Wiesbaden verteilte Kolonien betreute, zu lösen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde dieser Beschluss dann am 5. November 1958 gefasst. Am 5. März 1959 wurde der Kleingärtnerverein Kinzenberg in das Vereinsregister des Amtsgerichts Wiesbaden eingetragen. Damit beginnt die eigentliche Chronik des Vereins.
Die erstem Aufgaben stehen an...
Wenn die Anlage auch für 100 Parzellen konzipiert war so gehörten dem Verein zu diesem Zeitpunkt nur 89 Mitglieder an, denn noch hatte nicht jede Parzelle ihren Pächter gefunden. Damit das Unkraut vom Nachbarland nicht ausuferte, war das eine und andere Mitglied bereit, einen zweiten Garten urbar zu machen. Inzwischen befinden sich auch diese so genannten Zweitgärten im Besitz anderer Kleingärtnerfamilien. Am 6. Juni 1959 wurde dem Verein von Herrn regierungspräsidenten der Status der Gemeinnützigkeit zuerkannt. Im Jahre 1960 konnte der Verein ein weiteres Stück Land hinzupachten, das ihm als Grabeland zur kleingärtnerischen Nutzung überlassen wurde. Heute sind dies die Gärten mit der Nummer 101-107 im Dahlienweg. Welche Schwierigkeiten dem damaligen Vorstand gegenüber standen, kann nur der ermessen, der verantwortlich in einer ähnlichen Situation gestanden haben mag.Immerhin war das Anfangskapital bei der Gründung null DM und Aufgaben standen dem Verein mehr als genug ins Haus. So waren die hölzernen Tore - und das waren gleich fünf - so in sich verzogen, dass nur kräftige Männer dieselben bewegen konnten. Das Gemeinschaftshaus war als offene Halle erstellt, gerade gut genug, um Düngemittel und Torf vor Wetterunbilden zu schützen. Die Wege waren ausbesserungsbedürftig - über mangelnde Gelegenheiten, Hand anzulegen, hatten die Mitglieder nicht zu klagen. Aber dank des Fleißes und der Opferbereitschaft der Mitglieder konnte eine Arbeit nach der anderen angegangen werden, wobei Fantasie und Improvisation genügend Spielraum blieben. Begannen wir 1962 die ersten Tore noch mit geliehenen Schweißgeräten aus alten Rohren zusammen zu schweißen, so konnten wir uns im Laufe der Jahre eigene Geräte anschaffen, mit denen wir dann 1965 das letzte, bereits sechste Tor erstellen konnten. Erst nach 20 Jahren mussten wir dann daran denken, diese durch neue zu ersetzen. 1972 war der Verein dann in der Lage, daran zu denken, das Gemeinschaftshaus entsprechend den Erfordernissen auszubauen. War bereits 1961 ein Freisitz von 40 m² errichtet worden, so war es nur eine Frage des Geldes, diese 40 m² zu umbauen und damit ein funktionsfähiges Gemeinschaftshaus zu erhalten. Unter der Leitung von Gartenfreund Waldemar Arendt, der bis zu seinem Tod am 27.10.1976 als erster Vorsitzender fungierte, haben die Kleingärtner dieses Vorhaben im Eigenbau durchgeführt. Der Freisitz wurde gleich daneben gesetzt, so wie er heute vor uns steht. Ein Wasserrohrbruch von erheblichem Ausmaß erinnert uns daran, dass es höchste Zeit war, die Wasserleitung zu erneuern.
Unterstützung von Stadt und Land Hessen
In den Jahren 1977-1979 wurde das Netz, dass mit der 2“-Leitung jeden einzelnen Garten mit Wasser versorgen musste, neu installiert. Am nächsten Schritt unserer Arbeiten war die Erneuerung der Tore, diesmal fachgerecht von einer Schlosserei erstellt. In Gemeinschaftsarbeit hatten wir die Fundamente nach den Angaben des Lieferanten zu übernehmen. Wasserleitung und Tore konnten wir finanziell allerdings nur mit Hilfe von Förderungsmitteln durchführen, die uns freundlicherweise vom Land Hessen und der Stadt Wiesbaden zur Verfügung gestellt wurden. Seit 1980 konnte auch der Innen Ausbau des Gemeinschaftshauses schrittweise durchgeführt werden, wobei wir viel dem Spendengeist der Gartenfreunde zu verdanken haben. Nun dürfen wir in einem freundlich gestalteten Gemeinschaftshaus unser Jubiläum begehen, nachdem im letzten Jahr auch der Fußboden mit einem PVC – Belag versehen werden konnte.
Es wird gefeiert...
Höhepunkte unseres Gartenjahres aber waren und sind die von uns durchgeführten Kinder – und Gartenfeste. Erstmals im Jahre 1962 hat sich der Vorstand entschlossen, 25 Weisenkinder aus dem Heim der Inneren Mission in Biebrich als Gäste zum Kinderfest einzuladen. Inzwischen ist dies jedes Jahr wiederholt worden und damit zur festen Tradition geworden. Mit den Kindern unserer Gartenfreunde erleben die Heimkinder einen fröhlichen Nachmittag und werden reich beschenkt wieder in ihr heim zurückgebracht, von wo sie mit den Autos unserer Gartenfreunde geholt worden sind.
... und gespendet
Freunden gewohnt begrüßten Einrichtung konnten wir auch spontane Aktionen starten, der andere Menschen in das eigene Glück einzubeziehen versuchten. So rief der Vorstand im Jahre 1961 zu einer Spendenaktion anlässlich des Erntedankfestes auf. Und viele Kleingärtner beteiligten sich. Am 30. September konnte Herr Stadtrat Feller im Altenpflegeheim wirklich fast sieben Zentner Obst und Gemüse als Spende von uns in Empfang nehmen.
1979 war es, als die Kleingärtner bei ihrem Gartenfest Fütter Aktion SOS – Kinderdorf zu einer Spende aufriefen. Den stolzen Betrag von 500 DM konnten die Kindchenberger dann selbst im Kinderdorf Eisenberg in der Pfalz überreichen, wo ihnen die Einrichtungen eines solchen Kinderdorfes vorgestellt worden.
Nicht unerwähnt bleiben sollte bei dieser Gelegenheit, Dass wir verschiedentlich auch hohen Besuch anlässlich unserer Kinderfeste in unserer Anlage begrüßen durften. So war es Herr Oberbürgermeister Georg Buch wie auch Herr Oberbürgermeister Rudi Schmidt die unsere Einladung in den Jahren zwischen 1962 und 1971 gefolgt sind.
Eine gute Organisation ist wichtig...
Eine Notwendigkeit, der der Verein 1978 nachkam, war die Neuerstellung der Satzung. Die alte Satzung, die wir übernommen hatten, stammte noch aus den Nachkriegsjahren und war insbesondere im Hinblick auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt reformbedürftig. Am 7. September 1978 billigst du die Versammlung die vom Satzungsausschuss in Verbindung mit dem Vorstand erstellte neue Satzung. Am 28. März 1980 erhielt der Verein vom Finanzamt Wiesbaden die Nachricht, dass er ab 1979 die Gemeinnützigkeit wegen Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege zuerkannt bekommen habe.
Zwischenfazit
Rückblickend kann gesagt werden, dass 25 Jahre Vereinstätigkeit gleichbedeutend war mit 25 Jahren Gemeinschaftsarbeit. Nur durch das Miteinander einer intakten Gemeinschaft kann der Verein an dieser Stelle stolz auf die hinter ihm liegenden 25 Jahre zurückblicken und es darf nicht verschwiegen werden, dass er auch so Zukunft haben wird, wenn ihre Mitglieder nicht allein darauf dankbar sind, sich auf dem Fleck Erde, dass ihnen dank der Organisation geschaffen und erhalten wurde, ein eigenes Stück Himmel zu bauen, sondern dann, wenn sich jedes einzelne Mitglied auch der Gemeinschaft gegenüber verantwortlich fühlt.
IMPRESSIONEN, DIE ZEIGEN WER WIR SIND UND WAS WIR MACHEN.